Waschschüssel
(Pfarrerin Renata Pense) Auf diesen Moment freue ich mich jedes Mal aufs Neue: Wenn ich mit meiner etwas altmodischen gelben Waschschüssel im Arm, einem Handtuch über der Schulter und der Seife in der Hand in die Mitte meiner Konfirmandengruppe trete und sie bitte, die Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Ungläubig schauen sie mich an. „Sie wollen uns jetzt nicht wirklich die Füße waschen, oder?“
Doch, genau das habe ich vor. Einige wenige lassen sich tatsächlich darauf ein, und unter den Augen der kichernden, aber auch gespannten Zuschauer seife ich ihnen die Füße ein und spüle sie im warmen Fußbad ab. „Das tut gut“, sagt der eine. „Es ist seltsam und auch ein bisschen peinlich, aber eigentlich ganz schön“, urteilt eine andere. Weshalb ich das tue? Eine Konfirmandin ahnt den Hintergrund. „Gibt es nicht in der Bibel eine Geschichte, in der Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht?“
In der Tat berichtet Johannes in seinem Evangelium von dieser Begebenheit. Auch die Jünger fragen ihn, was diese Fußwaschung zu bedeuten habe. Jesus antwortet: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ Mit den Konfis versuche ich immer herauszufinden, was Jesus wohl gemeint und gewollt hat. Dabei kommen wir schnell darin überein, dass es nicht darum geht, dass nun alle mit einer Waschschüssel ausgerüstet am nächsten Tag in die Schule gehen und ihren Mitschülern die Füße waschen sollen. Es geht vielmehr im übertragenen Sinn darum, respektvoll miteinander umzugehen und einander Gutes zu tun. Einander zu dienen, die eigenen Interessen einmal hintenan zu stellen und zu handeln, wie es für andere hilfreich ist.
Ich nutze diese besondere Aktion immer als Vorbereitung für den Besuch im Stephanus-Zentrum. Letzte Woche war ich mit meiner Gruppe wieder dort. Es ist erfreulich zu beobachten, wie einfühlsam und freundlich sie umgehen mit den älteren Menschen, die dort im Seniorenheim ein neues Zuhause gefunden haben. Durch die Übung mit dem Füße waschen ist den Jugendlichen wohl deutlich geworden, dass es nicht leicht ist, sich pflegen zu lassen und dass man das am liebsten selbst machen möchte.
Und wie wichtig es dann ist, wenn es nicht mehr alleine geht, dass der Pflegende freundlich und liebevoll ist und die Scham berücksichtigt, die dabei aufkommt. Meine Konfis haben sich an diesem Nachmittag besonders über die Lebensfreude einiger Bewohner gefreut. Es waren schöne Begegnungen, an denen wir uns alle einander mit einem barmherzigen Blick angeschaut haben. Ganz im Sinne von Jesus, der es uns vorgelebt hat, liebevoll auf die Bedürfnisse der anderen zu reagieren und ihnen zu dienen.
