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Haltet inne und erinnert Euch!

| Glaube

(Pfr. Dr. Kai-Uwe Spanhofer) Der November ist der Monat mit den meisten Gedenk- und Feiertagen: Allerheiligen, 9. November, der Martinstag am 11. November, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie der Totensonntag. Die Novemberfeiertage erinnern uns daran, dass alles seinen Rhythmus hat und wir manchmal auch innehalten müssen.

Beim Propheten Jeremia steht im 8. Kapitel: „Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemanden, dem seine Botschaft leid wäre und der spräche: Was habe ich getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt. Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des Herrn nicht wissen.“

Haltet inne, stürmt nicht kopflos weiter, erinnert euch, dazu fordert der Prophet Jeremia auf. Sogar die Tiere wissen es besser. Sie achten auf ihren naturgegebenen Rhythmus, sie überziehen ihre Grenzen nicht. Es sei denn, dass der von uns verursachte Klimawandel auch sie aus dem Rhythmus bringt. Es gibt einen Rhythmus des Lebens, den Wechsel von Tag und Nacht, von Licht und Finsternis, von Wärme und Kälte, von Arbeit und Ruhe. Es ist nicht gesund, die Nacht zum Tag zu machen. Wenn wir diesen Rhythmus ignorieren, reagiert unser Körper mit Erschöpfung und die Seele mit Stress.

Darum hat es einen tiefen Sinn, dass es den November mit seinen stillen Tagen gibt. Wir müssen auch mal zur Ruhe kommen, müssen auch mal innehalten und über unser Leben nachdenken. Im November endet das Kirchenjahr, das früher über Jahrhunderte den Jahreslauf ganz wesentlich mitbestimmte - und den Menschen half, im Rhythmus der Zeit zu leben.

Innehalten! Sich erinnern! Aushalten können und manches loslassen können. Für mich ist es vor allem eine Mahnung vor dem menschlichen Wahnsinn, weiter Dahinzustürmen ohne Sinn und Gespür, abgetrennt von allem zu sein, was dem Leben förderlich ist. Stattdessen gilt es, Versagen und Schuld einzugestehen, Schmerz und Trauer zuzulassen. Und über das nachzudenken, was uns im Leben und Sterben wirklich Halt gibt und uns tröstet. Lebensfreude statt Todeswettlauf will Gott für uns. Haltet inne und erinnert Euch an Vergangenes und Kommendes, dazu laden die Novemberfeiertage ein. Sich so zu erinnern, kann dem eigenen Leben wieder mehr Tiefe und Rhythmus geben. Das wünsche ich Ihnen für den jetzt beginnenden November.

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