Zwischen den Jahren
(Pfarrerin Renata Pense) Es sind besondere Tage, in denen wir uns gerade befinden. ‚Zwischen den Jahren’ werden sie genannt; gemeint ist die kurze Zeitspanne zwischen Weihnachten und Silvester. Viele von uns haben für die Feiertage feststehende Gewohnheiten. Dabei feiern die Menschen hierzulande Weihnachten meistens mit der Familie, und eine Woche später wird dann häufig mit Freunden das neue Jahr begrüßt. Die Zeit dazwischen ist jedoch oftmals unbestimmt und unverplant. Es ist ruhiger als sonst, viele Betriebe sind geschlossen, die Schulkinder und die Studenten sind zu Hause. Früher haben wir gesagt, dass dies eine Zeit sei, um mit den Geschenken zu spielen. Es entsteht also ein Raum, der gewissermaßen frei zur Verfügung steht. Das kann eine gute Gelegenheit sein, auszuruhen, durchzuatmen und innezuhalten. Das Weihnachtsfest liegt hinter uns und wir haben noch die Botschaft im Ohr, dass Gott in unser Leben tritt, dass er uns in seinem Sohn Jesus als Mensch ganz nah kommt und uns auf dem Lebensweg begleiten möchte. Da wir seine Gegenwart manchmal nur erahnen können, lohnt es sich, dem einmal bewusst nachzuspüren. Gab es im vergangenen Jahr Situationen, in denen ich mich behütet wusste? Oder das Gefühl hatte, einen Impuls von Gott zu bekommen, wie es weitergehen kann? Habe ich mich von ihm getröstet gefühlt oder ermutigt oder herausgefordert?
Ich persönlich erkenne seine Wirkung in meinem Leben manchmal erst im Nachhinein. Dabei tröstet mich auch die Geschichte von Mose auf dem Berg Sinai, die von dieser menschlichen Erfahrung der Nähe Gottes erzählt. Mose möchte die Herrlichkeit Gottes sehen, darf es aber nur im Hinterherschauen. „Gott sprach: Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. (. . .) Du darfst hinter mir her sehen, aber mein Angesicht kann man nicht sehen.“ Dies spiegelt die Erfahrung wider, dass wir Gott manchmal nur im Nachhinein erkennen. Deshalb ist ein Rückblick auch so wertvoll.
Vielleicht mögen auch Sie ‚zwischen den Jahren’ einen ausführlichen Spaziergang mit jemandem Vertrauten machen und der Frage nach Gottes Wirkung in Ihrem Leben ein wenig nachgehen.
Es kann uns ermutigen, voller Vertrauen in ein neues Jahr zu starten. Im Glauben, dass wir Gott an unserer Seite haben und wir niemals tiefer fallen können als in seine bergenden Hände.