Zum Hauptinhalt springen

Höre meine Stimme

| Teaser

(Pfarrer Dr. Kai-Uwe Spanhofer) Wir saßen in fröhlicher Runde beisammen und feierten einen 90. Geburtstag. 
Einige Gäste waren der Einladung gefolgt und freuten sich auf die gemeinsame Zeit. Das Geburtstagskind konnte die Gäste kaum noch sehen, aber hören konnte sie sie noch gut. Sie erkannte alle Anwesenden an ihren Stimmen. Das beeindruckte mich und zeigte mir, wie wichtig unsere eigene Stimme ist.

Mit unserer Stimme können wir sprechen, flüstern, singen oder schreien. Wir setzen sie vielseitig ein und unterscheiden uns in der stimmlichen Klangfarbe. Grund genug für die Landesmusikräte in Deutschland, die Stimme 2025 zum „Instrument des Jahres“ zu erklären. Das mag manche Musizierende vielleicht überraschen, freut aber bestimmt viele Vokalchöre, die mit ihrem vielstimmigen Gesang die Herzen und Gefühle vieler Menschen erreichen.

Aber was ist, wenn einem die Stimme versagt und wir uns mit Worten kaum noch mitteilen können? Gerade in Grippe- und Erkältungszeiten müssen wir unsere Stimme gut schützen. Für mich ist sie auch ein Arbeitswerkzeug. Wenn sie versagt, kann ich keine Gottesdienste oder Traueransprachen halten. Deshalb gehört heute zur Ausbildung angehender Pfarrpersonen auch eine gute Stimmbildung.

In der Bibel wird auch an die Menschen gedacht, die ohne eigene Stimme geboren wurden. Von der Heilung eines Taubstummen wird berichtet. Menschen staunen, weil Jesus Zungen lösen kann und für die da ist, die nicht gehört werden. Gottes Reich soll für alle beginnen, wenn die Tauben hören und die Stummen sprechen. Doch solange möchten die meisten taubstummen Personen nicht warten und haben mit der Gebärdensprache ihre eigene Ausdrucksweise gefunden. Mit den Fingern und Lippen kommunizieren sie. Es fehlen allerdings noch vielerorts Gebärdendolmetscher und -dolmetscherinnen, die das gesprochene Wort sichtbar und verständlich werden lassen.

Von Gott wird in der Bibel gesagt, dass er auch eine Stimme habe. Wie sie klingt, ist nicht überliefert. Seine Stimmlage ist von den Situationen abhängig, in denen er zu Menschen spricht: mal liebevoll und zart, mal streng und laut. Auf jeden Fall hat Gott ein offenes Ohr und hört, was wir ihm zu sagen haben. So heißt es im 27. Psalm: „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“ Ob wir uns mit Worten, Gebärden oder einem Lied an Gott wenden, ist für ihn nicht so entscheidend. Viel wichtig ist ihm, dass jede Stimme gehört wird. In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass unsere Stimme von Gott und unseren Liebsten gehört wird und in Erinnerung bleibt. Dann werden sich sehr viel mehr Menschen trotz ihres hohen Alters noch verstanden und wertgeschätzt fühlen.

<< Zurück

Aktuelle Termine und Veranstaltungen