Die Baugeschichte der St. Gangolf-Pfarrkirche
In alten Urkunden findet sich lediglich erwähnt, dass im großen Ur-Kirchspiel von Bünde eine „Filialkirche“ in Hiddenhausen errichtet wurde. Ob es sich dabei um einen Bau aus Holz oder Stein handelte, ist ebenso unbekannt wie seine Form und Maße.
Dass aber dieser Kirchbau vor 1300 immerhin schon am gleichen Standort lag, an dem die heutige Kirche steht, lässt sich aus einer anderen Urkunde schlussfolgern, die davon berichtet, dass um das Jahr 1000 ein besonderer Wohnsitz gleich nördlich hinter der Kirche erbaut wurde (also unmittelbar hinter der alten Kirchhof-Mauer, die in Resten noch heute erhalten ist).
Die heutige Kirche (bzw. deren Kernbau vor allen späteren Erweiterungen) wurde im 1. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts errichtet. Das Alter der heutigen Kirche lässt sich anhand umfangreicher Recherchen, am Alter des daran angrenzenden Turmes festmachen: zwischen 1490 und etwa 1505 begann man damit, direkt an den ehemaligen Wachturm einen Kirchen-Saal anzubauen. Gleichzeitig bekam der klotzige Turm nun auch eine neue Funktion: er wurde zum KIRCH-Turm, und: er bekam einen sogenannten „gotischen Helm“, also ein hohes, spitzes Turmdach. So lässt sich also nicht nur das Alter des Turmes, sondern auch das Alter der heutigen Kirche ziemlich genau benennen.
Während des Dreißigjährigen Krieges fiel der Saalbau Verwüstungen und Plünderungen zum Opfer; der offenbar maßstabgetreue Wiederaufbau kam 1665 zum Abschluss. Um 1696 hat man das Kirchenschiff um etwa ein Drittel nach Osten hin verlängert; entsprechend klein, war demnach der 1500/1505 zuerst erbaute Kirchenraum. Erst 1885 bekam die Kirche dann einen Steinfußboden.
Die St. Gangolf Pfarrkirche um 1910: Eine uralte Bruchsteinmauer, von der heute nur noch wenig zu sehen ist, umschloß den Kirchplatz. Am Gebäude fallen die drei Außentreppen auf: über sie gelangte man zu den Emporen. Hinter dem hölzernen Windfang befand sich der Haupteingang.
Ihm folgte die Ausstattung mit barockem Inventar: Taufe und Barockkanzel von 1673, Glocke der Stifterfamilien v. Eller/ Consbruch von 1666, Abendmahlskelch 1704, Prunkepitaph 1719 und Orgel von 1722. Das Kirchenschiff, schon 1696 auf das heutige Rechteckmaß nach Osten erweitert, hatte bis 1956 seinen Eingang in der Mitte der Südwand; die Emporen im Kirchenschiff waren bis 1911 nur über Außentreppen zugänglich, so dass die Kirche 570 Besuchern Sitzplatz bot. Schön gravierte Namensschilder auf den Bänken zeigten an, wo die betreffende Familie bzw. Person platzzunehmen hatte – und wo nicht.
Die Orgel um 1719: Hinter dem Kronleuchter (frühes 17. Jhdt.), der dem Altarplatz Licht gab, hatte die Orgel ihren Standort über dm Altar auf der (1911 entfernten) Ost-Empore. Direkt am Altar stand rechts das Taufbecken, und an der Außenwand war ein Tabernakel-Schränkchen eingebaut zur Aufbewahrung der Abendmahlsgeräte.
Ein weit reichender Umbau erfolgte 1911: Rechteckapsis mit Sakristei und Taufkammer, Abbruch der Süd- und Ostempore, dafür Anbau zweier Gutspriechen an der Nordseite, Schließung der Totengruften und neue Anordnung des Kircheninventars. Zahlreiche Ergänzungsarbeiten, besonders die Erweiterung der Westempore 1940 und die Schließung des Südeingangs 1956, verliehen der Kirche trotz schmerzlicher Inventarverluste (Schalldeckel der Kanzel von 1673 und zwölfarmiger Kronleuchter von 1610) ihr ausdrucksvolles Erscheinungsbild.
Neben der Kirche befanden sich die alten Schulgebäude. Auf diesem Platz steht heute das ehemalige „Rabeneck-Haus“.
Das Tabernakel-Schränkchen, mit dem Wappen der Äbtissin von Limburg, befindet sich heute – nach aufwändiger Restaurierung – in der Sakristei der Kirche.