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Die Pfarrkirche St. Gangolf hat drei Glocken in unterschiedlicher Größe. Eine von ihnen hat eine bewegte Geschichte. Pfarrer Ulrich Rottschäfer beschreibt diese Geschichte eindrucksvoll in „Das alte Hiddenhausen“, erschienen anläßlich des 125-jährigen Bestehens des CVYM Hiddenhausen:

„Gemäß dem Erlaß (...) vom Frühjahr 1940 waren alle Bronzeglocken im deutschen Reichsgebiet der „Rüstungsreserve“ zuzuführen. Heftiger Protest aus allen Teilen des Landes bewirkte immerhin, dass eine totale Glockenvernichtung abgewendet und (lediglich) eine Läuteglocke vor Ort behalten werden durfte, trotzdem bedeute diese Sachlage den Verlust zweier historischer Glocken der Hiddenhauser Kirche.

Was tun? Eine kluge List hielt schließlich den Schaden in Grenzen. Das Oetinghauser Kirchengeläut, drei erst im April 1938 beschaffte neue Bronzeglocken, wurde schon im März 1942 im Glockenstuhl des dortigen Kirchturms von belgischen Kriegsgefangenen zerschlagen, Tagelang dröhnten die Hammerschläge über das Dorf hinweg. Da beschloß das Hiddenhauser Presbyterium am 6. Mai 1942: wir opfern unsere 1925 beschaffte große Glocke zum Einschmelzen, und bringen unsere Michelin-Glocke von 1667 nach Oetinghausen, die so als dortige einzige „Läuteglocke“ Schutz erfährt. Die Marienglocke von 1509 wurde zur Hiddenhauser „Läuteglocke“ bestimmt und war damals ebenfalls gerettet. Ein geschickter Plan!
 

 

Erst 1956 fand die Rückholung der Michelin-Glocke aus Oetinghausen nach Hiddenhausen statt, blieb aber noch ein ganzes Jahr außer Betrieb, denn zur Vervollständigung des Geläuts mußte die große verlorene Glocke neu hergestellt werden. Die Gemeinde gab sie bei der Eisengießerei in Bochum als Stahlglocke in Auftrag, und am 11. April 1957 traf sie schließlich in Hiddenhausen ein. ...“



Am 11. April 1957 traf die neue Stahlglocke aus Bochum in der Gemeinde Hiddenhausen ein.

Am 6. Juni 1957 wurde die Glocke dann von Pastor Rütenik, Küster Kollmeier und einigen tatkräftigen Helfern in den Kirchturm eingeholt.

Zahlreiche Kinder beobachten das spannende Ereignis. Im Pfingstgottesdienst am 9. Juni 1957 erklang nach 15 Jahren erstmals wieder das Dreigeläut über den Häusern der Gemeinde.


Ort:
Hiddenhausen